Ein weiteres essentielles Element zur Bildung der „fliegenden Flüsse“ ist die Feuchtigkeit, die die Bäume Amazoniens produzieren. „Wir haben die Verdunstung des Waldes in Milimetern gemessen“, erklärt Nobre. Ca. 4 Milimeter pro Tag seien das Ergebnis gewesen, d. h. 4 Liter Wasser auf einem Quadratmeter. Ein dicht belaubter Baum mit einer Krone von 20 Metern Durchmesser etwa transpiriere mehr als 1.000 Liter an einem einzigen Tag. Bei 5,5 Millionen Quadratkilometern Urwald mit ca. 400 Milliarden Bäumen verschiedenster Größen ergebe sich die ungeheure Zahl von 20 Milliarden Tonnen oder 20 Billionen Liter Wasser, die täglich von den Bäumen des Amazonasbeckens erzeugt werden.

Der zunehmende Kahlschlag in Amazonien bedroht damit nicht nur die Flora und Fauna, sondern wird auch Auswirkungen auf die „fliegenden Flüsse“ und damit einen Klimawandel zur Folge haben. „Identifiziert wurde bisher eine Zunahme der Intensität der Regenfälle“, erklärt Marengo. Die Winde seien stärker und damit würden sich die Regenfälle auf wenige Tage konzentrieren. In Regionen wie São Paulo oder Rio de Janeiro könne das zu Katastrophen wie Erdrutschen und Überschwemmungen führen. Weitere Konsequenzen der Entwaldung sind die Zunahme des Treibhauseffekts, die Verwüstung von Böden, sowie der Verlust des Lebensraumes indigener Völker. Damit wird klar, warum es so wichtig für alle ist, die amazonensischen Wälder zu schützen.